Mehrfamilienhaus Matino
Die Verwandlung
Verputzte Lochfassade, Plastikrollladen, weiße Kunststofffenster, Balkon mit Stahlgeländer, Satellitenschüssel auf dem Dach. Nichts Besonderes, schnell und günstig gebaut, ein Haus wie viele andere, wenn man dieser Tage über Land fährt – so auch das ehemalige Haus Matino.
Die Aufwertung der bestehenden Immobilie erfolgte aus dem Bedarf heraus, Wohnraum für sechs anstelle von zwei Bewohnern zu schaffen. Anstatt zu neuen Ufern aufzubrechen, entschlossen sich Mutter und Tochter dazu, auch weiterhin gemeinschaftlich zu wohnen. In diesem Zuge fasste die zweite Generation den Entschluss, das kleine Eigenheim in ein großzügiges Refugium nach den eigenen Wünschen und Bedürfnissen zu verwandeln. Privatsphäre und Bewegungsfreiheit spielten dabei eine tragende Rolle.
Während die Mutter im Erdgeschoss nun eine barrierefrei und separat zugängliche Einliegerwohnung bewohnt, hat sich die junge Familie mit zwei kleineren Kindern im Obergeschoss installiert, das Platz für alle Wohn- und Funktionsräume sowie eine separate Kleineinheit für die Tochter im Teenageralter umfasst. Das Dachgeschoss wurde hingegen als multifunktionales Studio realisiert, das einerseits als Homeofficeraum und anderseits als Wellness- und Ruhebereich genutzt wird. Die Terrassen und Außenbereiche der Einliegerwohnung im Erdgeschoss und der Familienwohneinheit im Obergeschoss bewusst getrennt und sogar entgegengesetzt ausgerichtet. Das so entstehende Maß an Privatsphäre ermöglicht eine saubere und klare Trennung der Bereiche, die vor allem in späterer Folge bei einer etwaigen Vermietung an Nachnutzer von Belang ist.
Selbstverständlich aber dennoch zurückhaltend fügt sich heute das in schwarz, stehende Holzfassade eingekleidete Gebäude trotz großzügiger Kubatur in die umgebende Landschaft am südlichen Hang des Laternsertals ein. Ziel war es, langfristig hochwertigen Wohnraum auf der Grundlage dessen zu schaffen, was bereits da war. Eine Wertsteigerung in allen Belangen, wenn man so will, und der Beweis dafür, dass Abriss und Neubau manchmal vielleicht die einfachste, nicht immer aber die beste Lösung darstellt.
Die Innenräume wurden mit Weißtannentäfer, Lehmoberflächen und Holzböden ausgestaltet. In den Bädern sowohl am Boden als auch an den Wänden: eine Naturafloor-Spachtelung. Beheizt wird das gesamte Gebäude mit einer modernen Wärmepumpe mit Erdsonde samt Photovoltaik-Anlage über den Fußboden. Alle Bestandsbauteile wurden thermisch saniert, die Kunststofffenster durch Passivhausfenster in Holz ersetzt.
Das Haus Matino dient als eindrucksvolles, aber nicht Eindruck schindend wollendes Beispiel, dass bestehende Strukturen, moderne Technik und ein traditionelles Verständnis von Handwerkskunst Hand in Hand gehen können. Akzente setzen dabei die Materialien selbst – so schlicht sie in ihrer Optik auch sein mögen, vermitteln sie doch ein Gefühl von Behaglichkeit und machen die geschickt geschnittenen Räume in Kombination mit den Blickachsen hinaus in die umgebende Natur zu einem gemütlichen, zeitlosen Zuhause, in dem man sich wie im Urlaub fühlen darf.
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